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Survival Cats | Kurzgeschichten
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- cooming Soon
Yuki und der Verlorene Stern
Yuki lag zusammengerollt auf ihrem gewohnten Platz nahe am Fenster, wo die Wärme des Hauses sie einhüllte. Doch etwas draußen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war heller als sonst, und die Welt schien sich verändert zu haben. Große, weiße Flocken schwebten lautlos vom Himmel und bedeckten den Garten mit einer glitzernden, hellen Decke. Die junge Kätzin hob den Kopf und blinzelte verwirrt. Sie richtete sich auf, streckte ihre kleinen Pfoten und tappte neugierig zum Fenster. Ihre blauen Augen weiteten sich vor Staunen.
„Mia!“ rief sie aufgeregt, ihre Stimme voller Neugier.
„Mia, was ist das da draußen? Alles ist so anders! Es sieht aus, als hätte jemand alles mit Weiß überzogen!“
Mia, die in der Nähe döste, hob träge den Kopf. Ihre bernsteinfarbenen Augen blickten Yuki kurz an, bevor sie sich wieder schloss.
„Das ist Schnee, Yuki,“ erklärte sie schnurrend, ohne sich groß zu bewegen.
„Im Winter fällt er vom Himmel und bedeckt alles. Es sieht hübsch aus, aber glaub mir, es ist kalt und nass. Katzen wie ich bleiben lieber drinnen.“
Yuki drückte ihre Nase gegen die Scheibe. Die Kälte, die von draußen kam, ließ sie kurz zusammenzucken, doch ihre Neugier war stärker.
„Schnee…“, wiederholte sie leise. „Es sieht magisch aus! Und… und wie fühlt es sich an? Ist es wirklich so kalt, wie du sagst?“
Ihre Pfoten trippelten unruhig, als ob sie am liebsten gleich hinauslaufen wollte. Mia schüttelte leicht den Kopf und rollte sich wieder auf ihrem Platz zusammen. „Morgen, wenn die Zweibeiner die Tür öffnen, kannst du es selbst herausfinden. Aber sei vorsichtig, Yuki. Schnee ist nicht nur hübsch – er kann dir auch in die Pfoten kriechen, und das ist unangenehm.“
Ihre Stimme klang ruhig, fast belehrend, bevor sie wieder ins Dösen verfiel. Yuki aber konnte nicht still sitzen. Sie blieb am Fenster und beobachtete die wirbelnden Flocken, die sanft auf den Boden sanken. Das Licht der Laternen draußen ließ den Schnee funkeln wie winzige Sterne. Es war, als hätte jemand die Welt in einen glitzernden Traum verwandelt. Yuki schnurrte leise vor sich hin. Sie konnte es kaum erwarten, morgen nach draußen zu gehen und das alles selbst zu erkunden.
Am nächsten Morgen wachte Yuki mit einem Kribbeln in den Pfoten auf. Die Welt draußen war immer noch weiß, und sie konnte es kaum erwarten, endlich in diesen magischen Schnee zu treten. Sie sprang von ihrem Platz und lief aufgeregt durch den Raum.
„Mia, wach auf!“ rief sie und stieß die ältere Kätzin mit der Nase an.
„Ich will raus! Die Zweibeiner werden gleich die Tür öffnen, ich weiß es!“
Mia öffnete ein Auge und seufzte.
„Du bist früh wach. Und du bist laut. Aber gut, ich werde dich begleiten, bevor du noch etwas Dummes machst.“
Sie streckte sich genüsslich, bevor sie Yuki zum Eingang folgte. Es dauerte nicht lange, bis die Tür aufschwang und die kalte Luft hereinströmte. Yuki war die Erste, die hinausstürzte. Kaum hatte sie den Schnee berührt, stoppte sie abrupt. Die kühle, weiche Substanz unter ihren Pfoten ließ sie staunen. Vorsichtig hob sie eine Pfote und starrte auf die kleine Mulde, die sie im Schnee hinterlassen hatte.
„Es ist… kalt!“ miaute Yuki, doch ihre Augen funkelten vor Freude. Sie trat wieder in den Schnee und ließ ihre Pfoten absinken. „Es ist so weich! Wie Wolken, nur… nass.“
Mia kam gemächlich hinterher und setzte sich unter einen geschützten Vorsprung, wo der Schnee sie nicht berühren konnte.
„Ich habe dir gesagt, dass es kalt ist. Aber du musst es ja selbst ausprobieren.“ Yuki schnupperte an der weißen Decke und schob mit der Nase einen kleinen Haufen zusammen. Sie lachte und stieß ihn mit der Pfote weg.
„Es macht Spaß!“ rief sie und begann, mit den Pfoten den Schnee aufzuwirbeln. Kleine Flocken wirbelten durch die Luft, glitzerten im Licht und landeten wieder sanft auf dem Boden. Mia beobachtete sie mit einem leichten Schnurren.
„Pass nur auf, dass du dich nicht zu weit entfernst,“ warnte sie. Doch Yuki war zu beschäftigt, um zuzuhören. Sie sprang auf einen kleinen Haufen Schnee und rutschte überraschend ein Stück ab. Mit einem überraschten
„Miau!“ landete sie auf ihrem Rücken. Doch statt sich zu ärgern, lachte sie erneut und rollte sich im Schnee.
„Ich liebe es!“ rief Yuki, ihre Stimme klang übermütig. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass es so viel Spaß macht?“ Mia schüttelte den Kopf. „Du findest alles aufregend. Aber warte nur, bis du nasse Pfoten hast – dann reden wir weiter.“ Sie zog die Pfoten enger unter ihren Körper, während Yuki immer wieder durch den Schnee sprang und sich drehte, als wolle sie die ganze weiße Decke erkunden. Yuki war in ihrem Element, und ihre Neugier trieb sie weiter. Doch selbst die aufregendste Entdeckung musste irgendwann ein Ende finden. Als ihre Pfoten schließlich vom Schnee kalt und nass wurden, lief sie zurück zu Mia und kuschelte sich schnurrend an sie.
„Du hattest recht, es ist kalt,“ murmelte sie, „aber ich liebe es trotzdem.“
Der Schnee bedeckte den Garten noch immer wie eine glitzernde Decke, als Yuki am nächsten Morgen erneut hinauslief. Die Kälte biss ein wenig in ihre Pfoten, doch sie ließ sich davon nicht abschrecken. Heute wollte sie den ganzen Garten erkunden und jedes kleine Geheimnis des Schnees entdecken.
Mia folgte ihr träge, ihre Pfoten setzten vorsichtig in die Spuren, die Yuki im Schnee hinterlassen hatte.
„Du bist schon wieder so früh wach,“ miaute Mia müde. „Kannst du nicht einmal die Sonne aufgehen lassen, bevor du die Welt eroberst?“
Yuki drehte sich zu ihr um, ihre blauen Augen strahlten vor Aufregung.
„Die Sonne wartet doch nicht auf mich! Außerdem… schau mal!“
Sie zeigte mit der Nase auf eine glatte, schimmernde Stelle im Garten. Die Oberfläche sah aus, als würde sie die wenigen Sonnenstrahlen spiegeln, die durch die Wolken brachen.
„Was ist das?“ fragte Yuki neugierig und tappte näher heran. Sie schnupperte an der Stelle und setzte vorsichtig eine Pfote darauf. Doch in dem Moment, als sie ihr Gewicht verlagerte, rutschte ihre Pfote weg, und sie verlor das Gleichgewicht. „Miau!“ rief sie überrascht und landete platt auf der Seite. Mia konnte sich ein belustigtes Schnurren nicht verkneifen. „Das ist Eis, Yuki. Es bildet sich, wenn das Wasser unter dem Schnee gefriert. Glatt, oder?“
Yuki rappelte sich auf, schüttelte Schnee von ihrem Fell und blinzelte irritiert auf die glatte Stelle. „Es ist nicht fair! Der Boden sollte nicht so rutschig sein!“
Sie trat vorsichtig einen Schritt näher und versuchte es erneut. Doch diesmal rutschten beide Hinterpfoten weg, und sie landete mit einem verdutzten Quietschen auf ihrem Bauch. Mia beobachtete das Schauspiel von sicherem Boden aus, während sie sich die Pfoten leckte.
„Ich hab dir doch gesagt, der Schnee ist nicht nur schön. Eis kann ganz schön hinterlistig sein.“
Yuki ließ sich davon nicht entmutigen. Sie stand wieder auf, ihre Schnurrhaare bebten vor Konzentration, und sie machte sich bereit, das Eis zu bezwingen. Vorsichtig setzte sie ihre Pfoten nacheinander auf die glatte Fläche, ihre Krallen leicht ausgefahren, um Halt zu finden. Sie schaffte ein paar unsichere Schritte, bevor sie erneut ins Rutschen geriet und sich drehend über das Eis glitt.
„Hahaha! Schau, Mia!“ rief sie lachend, ihre Stimme hallte im Garten wider. „Es macht Spaß!“
Mia hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf.
„Dir macht sogar das Spaß, was dich auf den Boden wirft. Du bist wirklich unmöglich.“
Doch sie konnte nicht leugnen, dass Yukis Lachen ansteckend war. Yuki probierte das Rutschen immer wieder aus, drehte sich und ließ sich über die Eisfläche gleiten. Schließlich rutschte sie mit einem eleganten Schwung direkt vor Mia, setzte sich hin und schnurrte zufrieden.
„Das war toll! Warum machst du nicht mit?“ Mia schüttelte nur den Kopf. „Ich habe genug gesehen. Ich bin zu alt für solche Albernheiten.“
Doch ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als Yuki erneut aufs Eis hüpfte und fröhlich weiterglitt.
Yuki tapste am nächsten Morgen erneut durch den Schnee. Die Kälte unter ihren Pfoten störte sie kaum, und ihre Augen leuchteten voller Neugier. Der Garten war für sie ein einziges Abenteuer, doch heute fühlte sich etwas… anders an. Die Luft war still, fast zu still, und es lag eine seltsame Spannung über dem Schnee.
„Mia,“ rief Yuki leise, während sie die Pfoten über die weiße Decke bewegte. „Irgendetwas stimmt hier nicht. Es fühlt sich an, als ob etwas… zusieht.“
Sie drehte den Kopf und spähte in die Büsche, die von einer dicken Schicht Schnee bedeckt waren. Mia saß in der Nähe und beobachtete Yuki mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. „Vielleicht hat der Wind deine Fantasie aufgeweckt,“ schnurrte sie gelassen. „Aber wenn du denkst, dass etwas hier ist, solltest du es untersuchen.“ Yuki ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie senkte die Nase, schnupperte aufmerksam und folgte einer seltsamen Spur im Schnee – große, tiefe Pfotenabdrücke, die viel größer waren als ihre eigenen. „Das sind keine normalen Spuren,“ murmelte sie, ihre Stimme bebte leicht. „Vielleicht gehört das zu einem… Schneemonster!“
Mia hob den Kopf und lachte leise. „Ein Schneemonster? Du hast wirklich eine lebhafte Fantasie.“ Doch Yuki war sich sicher, dass etwas Ungewöhnliches im Garten war. Sie duckte sich, schlich durch den Schnee und folgte den Spuren, die um den Baum herum und hinter eine große Schneewehe führten. Die Spannung in ihrem Körper stieg, und ihre Schnurrhaare bebten vor Aufregung. Plötzlich hörte sie ein leises Knacken hinter sich. Mit einem schnellen Sprung drehte sich Yuki um, ihre Krallen leicht ausgefahren.
„Wer ist da?“ rief sie. Doch die einzige Antwort war die Stille des Gartens. Yuki kniff die Augen zusammen und kroch näher an die Schneewehe heran. Dann – ein tiefes, dröhnendes „Miau!“ erklang aus dem Nichts, und ein großer Schatten erhob sich hinter der Schneewehe. Yuki sprang erschrocken zurück, ihre Augen weit aufgerissen.
„Es ist das Schneemonster!“ quietschte sie. Der riesige Kater trat langsam ins Licht, sein rotes Fell war mit Schneeflocken bedeckt, und seine Augen funkelten belustigt. „Schneemonster, hm?“ brummte er mit tiefer Stimme. „Das habe ich schon lange nicht mehr gehört.“
„Rex?“ rief Yuki erleichtert, ihre Stimme schwankte zwischen Erleichterung und Scham. „Ich dachte, du wärst ein Monster!“
Der alte Kater schüttelte sich, sodass der Schnee in alle Richtungen flog, und lachte leise.
„Ein Monster? Ich bin zwar alt, aber so schlimm sehe ich doch nicht aus, oder?“ Er trat näher und schnurrte warm.
„Du hast keine Angst vor mir, oder?“ Yuki starrte ihn an und begann dann zu lachen. „Ich dachte wirklich, du wärst etwas Gefährliches! Aber warum versteckst du dich hinter einer Schneewehe?“ „Ich habe die Spuren absichtlich gemacht,“ gestand Rex mit einem Augenzwinkern. „Ich wollte sehen, ob du mutig genug bist, mich zu finden.“ Mia trat nun aus dem Schatten und schnurrte leise. „Ich wusste, dass es nur Rex sein kann. Schneemonster gibt es nicht, Yuki.“ Yuki schüttelte den Kopf, immer noch lachend. „Vielleicht nicht, aber du hast mich trotzdem erschreckt, Rex!“ „Das war der Plan,“ schnurrte Rex zufrieden und ließ sich im Schnee nieder. „Aber jetzt, da du mich gefunden hast, würde ich sagen, du hast dich gut geschlagen, Jungspunt.“
Der Schnee lag immer noch tief über dem Garten, als Yuki am nächsten Morgen mit fröhlich wippendem Schwanz hinauslief. Sie liebte es, wie die kühle Luft ihre Nase kitzelte und wie der Schnee unter ihren Pfoten knirschte. Heute war jedoch etwas anderes – es lag ein seltsamer, würziger Geruch in der Luft, den sie bisher nicht bemerkt hatte. Yuki blieb stehen und schnupperte neugierig. „Mia!“ rief sie, ihre Stimme voller Neugier.
„Riechst du das auch? Es riecht... irgendwie süß und würzig. Was ist das?“ Mia kam gemächlich hinterhergetrottet und setzte sich mit einer eleganten Bewegung in den Schnee. „Das sind die Zweibeiner,“ erklärte sie und schüttelte sich kurz, als eine Schneeflocke auf ihrer Nase landete. „Im Winter machen sie oft seltsame Dinge, wie Duftkräuter zu verbrennen oder irgendetwas in ihrem Bau zu backen. Vielleicht kommt der Geruch davon.“ Yuki legte den Kopf schief und versuchte, sich vorzustellen, was Mia meinte. Sie hatte keine Ahnung, was „backen“ bedeutete, aber der Geruch war faszinierend. „Es riecht ein bisschen wie... wie die Sonne, wenn sie aufgeht. Warm und weich.“
Mia schnurrte belustigt. „Das ist eine interessante Beschreibung, Yuki. Aber geh nicht zu nah an den Bau der Zweibeiner. Du willst nicht, dass sie dich schnappen.“ Doch Yuki war schon unterwegs. Der Duft zog sie magisch an, und sie folgte ihm durch den Garten, bis sie an den Rand der Terrasse kam. Dort, durch eine kleine Öffnung in der Tür, sah sie die Zweibeiner. Einer von ihnen stand an einer großen, glänzenden Fläche, die heiß aussah. Es schien, als würde er etwas formen, und der süße Duft wurde immer stärker.
„Was machen sie da?“ fragte Yuki, ohne den Blick von der Szene abzuwenden. Mia war ihr gefolgt und setzte sich neben sie.
„Das nennt man backen,“ wiederholte Mia geduldig. „Die Zweibeiner mischen Dinge zusammen, und dann wird daraus etwas, das sie essen. Es riecht immer gut, aber glaub mir, es schmeckt nicht nach dem, was du dir vorstellst. Es ist nichts für Katzen.“ Yuki schnaubte ungläubig. „Wie kannst du das wissen? Hast du es probiert?“ Mia zuckte mit den Schultern. „Vor langer Zeit. Es ist trocken und bröselig, und es bleibt dir zwischen den Zähnen hängen. Außerdem ist es viel zu süß.“ Yuki zog die Nase ein Stück zurück, doch ihre Neugier war noch nicht gestillt. „Ich wette, es schmeckt besser, als du sagst,“ murmelte sie und versuchte, einen besseren Blick ins Haus zu bekommen.
„Wage es nicht,“ warnte Mia streng. „Die Zweibeiner mögen es nicht, wenn wir ihre Sachen anfassen. Komm zurück, Yuki.“
Yuki widerstand der Versuchung und ließ sich schließlich von Mia zurückziehen. Der Duft blieb jedoch in ihrer Nase, und während sie durch den Garten trottete, fragte sie sich, wie es wohl wäre, diese mysteriösen Dinge, die „backen“ genannt wurden, selbst auszuprobieren. Am nächsten Abend fiel Yuki auf, dass etwas im Garten anders war. Als sie aus der Tür trat, bemerkte sie, dass in der Dunkelheit plötzlich helle, farbige Punkte funkelten. Sie blinkten und leuchteten in Rot, Blau, Grün und Gold, als würden Sterne auf die Erde gefallen sein. „Mia!“ rief Yuki begeistert. „Schau dir das an! Es gibt Lichter überall! Was ist das? Sind das Sterne?“ Mia trat gemächlich nach draußen und musterte die Umgebung. Sie setzte sich in den Schnee und sah zu den funkelnden Lichtern, die entlang des Zauns und auf den Bäumen angebracht waren.
„Das sind die Lichter der Zweibeiner. Sie hängen sie im Winter auf, um die Dunkelheit zu vertreiben, denke ich.“ Yuki sprang aufgeregt umher, ihre Augen fixierten die Lichter, die an einem tief hängenden Ast des Baumes glitzerten. „Aber sie bewegen sich! Und sie funkeln! Kann ich sie anfassen?“ „Ich würde es nicht empfehlen,“ miaute Mia trocken. „Zweibeiner mögen es nicht, wenn wir ihre Sachen anfassen. Und außerdem, wer weiß, ob es sicher ist.“ Doch Yuki ließ sich nicht so leicht abschrecken. Sie tappte näher an den Baum heran und reckte sich, um mit der Pfote eines der Lichter zu berühren. „Es sieht so schön aus… nur ein kleiner Stups!“ Bevor Mia sie aufhalten konnte, hatte Yuki schon ihre Pfote an das Licht gedrückt. Es war nicht heiß, wie sie erwartet hatte, sondern kalt und glatt. Sie schnurrte überrascht und stupste es erneut an. Doch dann löste sich das Licht plötzlich von seinem Platz und fiel in den Schnee. „Oh nein!“ rief Yuki erschrocken und sprang zurück. Das Licht blinkte noch, lag aber jetzt im Schnee. Sie sah panisch zu Mia. „Ich habe es kaputt gemacht!“ Mia schüttelte den Kopf. „Es ist nicht kaputt. Die Lichter sind nur an langen Fäden befestigt. Du hast es einfach abgezogen.“ Yuki beugte sich hinunter und betrachtete das blinkende Licht im Schnee. „Was machen wir jetzt?“ Mia seufzte und schob es vorsichtig mit der Pfote zurück in Richtung Baum. „Die Zweibeiner werden es bemerken und es wieder aufhängen. Lass es einfach liegen, Yuki. Und fass nichts mehr an.“ Yuki schnurrte verlegen. „Es ist einfach so schön! Ich konnte nicht widerstehen.“ Mia verdrehte die Augen und setzte sich wieder. „Du kannst nichts anfassen, ohne etwas durcheinanderzubringen. Aber ich gebe zu… die Lichter sehen wirklich hübsch aus.“ Die beiden Katzen blieben noch eine Weile im Schnee sitzen und betrachteten die funkelnden Lichter, die den Garten in ein magisches, buntes Leuchten tauchten.
Yuki lag faul auf ihrem Platz, als ein vertrauter, süßer Duft durch das Haus zog. Ihre Ohren zuckten, und sie hob neugierig den Kopf. Der Geruch war ähnlich wie der, den sie vor ein paar Tagen draußen erschnuppert hatte, doch diesmal war er stärker und machte ihr Maul wässrig. „Mia, riechst du das?“ fragte Yuki, ihre Stimme war vor Aufregung etwas höher als sonst. „Das ist dieser Duft, den ich liebe! Aber diesmal ist er so nah!“ Mia öffnete ein Auge, schaute in die Richtung der Küche und schüttelte leicht den Kopf. „Die Zweibeiner backen Plätzchen. Glaub mir, es ist nichts, worauf du dich freuen solltest.“ Yuki ignorierte Mia und sprang auf. Sie schlich vorsichtig in Richtung der Küche und lugte um die Ecke. Die Zweibeiner standen an einem Tisch, ihre Pfoten – oder was sie dafür hielten – waren mit einer seltsamen, weißen Substanz bedeckt, die sie in den Teig kneteten. Auf einer glänzenden Fläche formten sie kleine runde Teile, die wie Spielzeuge aussahen. „Ich wette, das schmeckt köstlich,“ murmelte Yuki und leckte sich über die Schnauze. Sie duckte sich und wartete ab, bis die Zweibeiner sich kurz abwandten. Dann sprang sie leise auf den Tisch und schnupperte an einem Stück, das am Rand lag. „Yuki!“ rief Mia plötzlich von der Tür aus, und Yuki zuckte zusammen. „Runter da! Du kannst doch nicht einfach –“ Bevor Mia ihren Satz beenden konnte, schnappte sich Yuki schnell ein kleines Stück Teig und sprang elegant zurück auf den Boden. Mit ihrem Diebesgut im Maul rannte sie in eine Ecke, wo sie es neugierig beschnupperte. Doch bevor sie hineinbeißen konnte, hörte sie Mia schimpfen: „Das ist nicht für uns, Yuki! Es schmeckt nicht so, wie du denkst. Glaub mir, du wirst es bereuen.“ Yuki ignorierte die Warnung und biss beherzt in den Teig. Ihre Augen weiteten sich, doch nicht aus Freude. Der Geschmack war… seltsam. Es war trocken, viel zu süß und irgendwie klebrig. Sie verzog das Gesicht und schob das Stück von sich weg. „Das ist schrecklich!“ jammerte sie. „Warum riecht es so gut, wenn es so schrecklich schmeckt?“ Mia schnurrte amüsiert und schüttelte den Kopf. „Ich habe dich gewarnt. Die Zweibeiner mögen das Zeug, aber es ist nichts für uns. Und jetzt komm, bevor sie bemerken, was du getan hast.“ Yuki ließ das Teigstück zurück und trottete widerwillig hinter Mia her. Sie blickte noch einmal zurück zur Küche, wo der süße Duft sie immer noch lockte. Doch diesmal wusste sie: Es war eine Falle.
Die Nacht war hereingebrochen, und der Garten war in Stille gehüllt. Yuki saß am Fenster und betrachtete den Schnee, der im Licht des Mondes glitzerte wie tausend kleine Edelsteine. Die Zweibeiner hatten die Lichter im Garten ausgeschaltet, und die Dunkelheit machte die Welt draußen noch magischer. „Mia, komm mit!“ rief Yuki aufgeregt und sprang zur Tür. „Ich will den Garten bei Nacht sehen! Alles sieht so anders aus!“ Mia, die auf ihrem Platz lag, gähnte ausgiebig. „Yuki, es ist kalt. Und draußen ist es dunkel. Du kannst doch morgen wieder spielen.“ Doch Yuki war nicht aufzuhalten. Sie miaute laut, bis einer der Zweibeiner die Tür öffnete, und sie rannte hinaus. Mia folgte ihr widerwillig, ihre Pfoten hinterließen tiefe Spuren im Schnee. „Es ist so schön!“ rief Yuki, während sie durch den Garten hüpfte. Die weiße Decke glitzerte im Mondlicht, und jeder Atemzug ließ kleine Wölkchen vor ihrer Nase entstehen. Der Frost funkelte an den Ästen der Büsche, und der Schnee unter ihren Pfoten knirschte bei jedem Schritt. Mia setzte sich in eine Ecke, wo sie ein wenig vor dem Wind geschützt war, und beobachtete Yuki. Die junge Kätzin rannte herum, drehte sich, ließ sich in den Schnee fallen und schaute zum Himmel hinauf. „Schau, Mia! Die Sterne sind so hell! Es sieht aus, als würden sie mit dem Schnee um die Wette funkeln!“ „Das tun sie,“ murmelte Mia und zog die Pfoten dichter an ihren Körper. „Aber bitte, Yuki, bleib in der Nähe. Es ist nachts nicht sicher, besonders bei so viel Schnee.“ Doch Yuki hörte kaum zu. Sie sprang auf einen kleinen Hügel aus Schnee und genoss den Blick über den Garten. Der Mond stand hoch am Himmel, und die Welt war so still, dass sie fast ihren eigenen Herzschlag hören konnte. „Ich liebe die Nacht!“ schnurrte sie. „Alles ist so friedlich.“ Mia konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Du findest wirklich an allem etwas Faszinierendes, nicht wahr?“ „Natürlich!“ antwortete Yuki fröhlich. „Die Welt ist so groß und so schön. Ich will alles sehen und erleben!“ Sie legte sich schließlich in den Schnee neben Mia und schaute zum Himmel. Ihre Augen leuchteten wie die Sterne, die sie bewunderte. „Na gut,“ sagte Mia leise und schnurrte, „aber nicht zu lange. Es wird kalt, und ich möchte meine Pfoten nicht einfrieren.“ Die beiden Kätzinnen blieben noch eine Weile draußen, kuschelten sich aneinander und genossen die friedliche Nacht, bevor sie schließlich wieder ins Warme zurückkehrten.
Am nächsten Morgen, als Yuki noch träumend auf ihrem Platz lag, wurde sie von einem seltsamen Geräusch geweckt. Ein lautes Rascheln und Kratzen, das aus dem Raum kam, in dem die Zweibeiner ihre seltsamen Dinge aufbewahrten. Neugierig hob sie den Kopf und lauschte. Mia lag neben ihr, doch ihre Ohren zuckten ebenfalls. „Was machen die Zweibeiner jetzt wieder?“ murmelte Yuki und stand auf. Mia öffnete ein Auge und blinzelte träge. „Das klingt nach einem Karton. Die bringen manchmal diese großen Kisten heraus und holen all ihre verrückten Dinge hervor. Ich wette, es hat mit dem Winter zu tun.“ Yuki schlich leise in die Richtung des Geräuschs, ihre Pfoten hinterließen keine Spuren auf dem glatten Boden. Als sie um die Ecke lugte, blieb sie stehen. Vor den Zweibeinern stand ein großer Karton, aus dem sie merkwürdige, bunte Dinge herausholten. Glitzernde Kugeln, lange Fäden mit Lichtpunkten und etwas, das wie ein kleiner Stern aussah. „Was ist das alles?“ fragte Yuki laut und lief näher heran. „Warum glitzert es so?“ „Bleib weg,“ miaute Mia von hinten, die ihr schließlich gefolgt war. „Das sind ihre Winter-Dekorationen. Sie machen das jedes Jahr. Alles wird bunt und glitzernd, aber es ist nichts, womit du spielen solltest.“ Doch Yuki konnte ihre Neugier kaum zügeln. Sie setzte sich näher an den Karton und beobachtete, wie die Zweibeiner eine glänzende Kugel hochhielten. „Das sieht aus wie ein Spielzeug!“ rief sie begeistert und schnippte mit der Pfote in die Luft. „Ich wette, das macht Spaß!“ Mia schnurrte belustigt. „Es mag wie ein Spielzeug aussehen, aber ich verspreche dir, die Zweibeiner mögen es nicht, wenn wir ihre Sachen anfassen. Also lass es lieber.“ Doch Yuki konnte den Drang nicht unterdrücken. Als die Zweibeiner kurz abgelenkt waren, schlich sie sich näher an den Karton heran. Sie beugte sich über den Rand und schnüffelte an einer der Kugeln, die dort lagen. Ihr Glanz faszinierte sie so sehr, dass sie schließlich die Pfote ausstreckte und sie leicht antippte. Die Kugel wackelte und rollte ein Stück. „Yuki!“ rief Mia streng. „Was habe ich gesagt? Lass es sein!“ Yuki zog schnell ihre Pfote zurück, doch sie konnte ihre Augen nicht von den funkelnden Dingen abwenden. Die Kugel glitzerte im Licht, und Yuki verspürte das Verlangen, sie zu rollen, wie einen Ball. Doch bevor sie es wagen konnte, nahm einer der Zweibeiner die Kugel und setzte sie an einen anderen Ort. „Du hast Glück,“ miaute Mia, die nun neben Yuki stand. „Sonst hätten sie dich erwischt. Komm jetzt, wir sollten gehen, bevor du noch mehr anstellst.“ Widerwillig trottete Yuki hinter Mia her, doch sie konnte den Karton nicht vergessen. „Vielleicht,“ murmelte sie leise, „kann ich später noch einmal schauen.“
Der nächste Morgen brachte eine Überraschung mit sich. Yuki wachte von einem lauten Geräusch auf – ein dumpfes Stampfen, gefolgt von raschelnden Schritten. Sie sprang auf und lief zum Fenster, wo sie sah, wie die Zweibeiner etwas Großes und Grünes in den Bau trugen. Es war riesig und breit, und Yuki hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. „Mia!“ rief sie aufgeregt. „Komm schnell! Sie bringen etwas Seltsames herein! Es sieht aus wie... ein Baum! Aber warum tragen sie einen Baum in den Bau?“ Mia kam langsam herbei, ihre Bewegungen waren so ruhig wie immer. Sie warf einen Blick zum Fenster und nickte. „Das ist der Weihnachtsbaum,“ erklärte sie. „Die Zweibeiner stellen ihn jedes Jahr auf. Sie schmücken ihn mit den Dingen, die du gestern gesehen hast. Es ist eine ihrer Traditionen.“ Yuki lief zur Tür, ihre Pfoten trippelten vor Aufregung. „Ich will ihn sehen! Komm, Mia, wir schauen uns das an!“ Die beiden Kätzinnen schlichen sich in den Raum, wo die Zweibeiner den Baum aufstellten. Yuki blieb mit offenem Mund stehen. Der Baum war größer, als sie es erwartet hatte, und die Zweige breiteten sich weit aus. Es roch nach frischem Harz, einem Duft, den Yuki zuvor noch nie erlebt hatte. „Er ist riesig!“ flüsterte sie ehrfürchtig. „Und er riecht so... lebendig.“ Die Zweibeiner begannen, den Baum zu schmücken. Sie hängten die glitzernden Kugeln und bunten Lichter daran, die Yuki schon zuvor gesehen hatte. Die kleinen Lichter blinkten und funkelten, als ob sie mit den Zweigen des Baumes tanzen würden. „Ich verstehe nicht,“ sagte Yuki und sah zu Mia. „Warum machen sie das? Warum bringen sie einen Baum herein und hängen Dinge daran?“ Mia zuckte mit den Schultern. „Das ist ihre Art, den Winter zu feiern, denke ich. Zweibeiner haben seltsame Bräuche, aber es macht sie glücklich.“ Yuki setzte sich hin und beobachtete fasziniert, wie der Baum immer schöner wurde. „Er ist so magisch,“ flüsterte sie. „Ich will ihn anfassen.“ „Du solltest es besser lassen,“ warnte Mia. „Die Zweibeiner werden nicht froh sein, wenn du ihre Arbeit ruinierst.“ Doch Yuki hörte kaum zu. Sie schlich näher an den Baum heran, schnupperte an einem der unteren Zweige und betrachtete die Kugeln, die wie kleine, leuchtende Welten wirkten. Eine Kugel schien sie direkt anzustarren, und Yuki konnte der Versuchung kaum widerstehen. Doch sie erinnerte sich an Mias Worte und zog sich zögerlich zurück. „Ich werde ihn später erkunden,“ murmelte sie vor sich hin, während Mia ihr einen skeptischen Blick zuwarf. „Ganz vorsichtig. Er ist einfach zu schön.“ Mia schüttelte den Kopf und legte sich in eine Ecke. „Pass auf, dass du nicht wieder etwas durcheinanderbringst, Yuki. Ich werde dich nicht jedes Mal retten.“ Doch Yuki war bereits wieder ganz in den Anblick des Baumes vertieft. Für sie war es das faszinierendste, was sie je gesehen hatte.
Yuki wachte mit einem Kribbeln in den Pfoten auf. Der Duft des Weihnachtsbaums hing noch immer in der Luft, und die Bilder von den funkelnden Lichtern und glitzernden Kugeln aus dem letzten Abend schwirrten in ihrem Kopf. Sie sprang von ihrem Schlafplatz auf und lief in den Raum, in dem der Baum stand.
Über Nacht hatten die Zweibeiner weiter daran gearbeitet. Nun war er vollständig geschmückt, mit bunten Kugeln, glitzernden Girlanden und den kleinen blinkenden Lichtern, die wie Sterne auf den Ästen funkelten. Yuki blieb stehen und starrte ehrfürchtig hinauf. „Er ist noch schöner geworden,“ flüsterte sie.
Mia kam hinter ihr in den Raum und setzte sich gemächlich neben sie. „Ja, sie haben ganze Arbeit geleistet,“ sagte Mia. „Die Zweibeiner legen immer viel Wert darauf, ihren Baum perfekt aussehen zu lassen.“
Yuki lief um den Baum herum, ihre blauen Augen leuchteten vor Begeisterung. „Er sieht aus wie ein magischer Baum aus einer Geschichte! Kannst du dir vorstellen, da hochzuklettern?“
Mia zog die Ohren an und fauchte leise. „Klettern? Auf den Weihnachtsbaum? Hast du den Verstand verloren? Wenn du auch nur einen Ast brichst, werden die Zweibeiner toben. Und was glaubst du, wie schnell sie dich aus dem Raum verbannen?“
Yuki kicherte leise. „Ich hab’s doch nur gesagt.“ Aber die Versuchung war groß. Die Kugeln und Girlanden hingen wie verlockende Spielsachen direkt vor ihrer Nase. Besonders eine rote Kugel, die auf einem der unteren Zweige schimmerte, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie setzte sich hin, legte den Kopf schief und betrachtete sie lange.
„Ich wette, sie fühlt sich kühl an,“ murmelte sie vor sich hin. Ihre Pfote zuckte leicht, doch bevor sie zuschlagen konnte, spürte sie Mias warnenden Blick. „Ich weiß, ich weiß,“ miaute Yuki und drehte sich um. „Nicht anfassen.“
Mia schnurrte zufrieden und legte sich unter einen Stuhl. „Vielleicht lernst du ja irgendwann, auf mich zu hören.“ Doch Yuki wusste, dass sie es nicht lange aushalten würde, nur zu gucken. Der Baum war einfach zu faszinierend, und die Kugeln wirkten wie geschaffen für eine neugierige junge Katze.
„Vielleicht später,“ murmelte Yuki und setzte sich vor den Baum, um ihn noch eine Weile zu bewundern.
Es war später Nachmittag, als Yuki wieder einmal im Garten spielte. Der Schnee war inzwischen fester geworden, und ihre Pfoten hinterließen nur noch flache Abdrücke auf der glatten Oberfläche. Sie sprang umher, jagte einer Schneeflocke nach und genoss die Kälte, die ihre Schnurrhaare kitzelte.
Plötzlich hörte sie ein Rascheln in den Büschen. Yuki blieb stehen, die Ohren aufgestellt, und drehte den Kopf in die Richtung des Geräuschs. „Wer ist da?“ fragte sie vorsichtig.
Aus dem Gebüsch trat eine graue Katze mit weißen Flecken, die sie neugierig musterte. Es war die Nachbarskatze, die Yuki schon ein paar Mal gesehen hatte. „Du bist die Kleine, die immer draußen herumrennt, oder?“ miaute die Katze und setzte sich auf die Schneewehe. „Ich heiße Nebel.“
„Ich bin Yuki,“ stellte sie sich vor und setzte sich ebenfalls. „Spielst du auch im Schnee?“
Nebel schnurrte amüsiert. „Ich bin zu alt für solche Albernheiten. Aber ich habe etwas Interessantes zu erzählen. Deine Zweibeiner haben doch diesen Baum in ihren Bau gebracht, oder?“
Yuki nickte eifrig. „Ja! Er ist wunderschön! Mit Lichtern und Kugeln und allem!“
Nebel nickte wissend. „Dann haben sie bestimmt auch einen Stern, den sie ganz oben auf die Spitze setzen, oder? Es ist das Wichtigste am ganzen Baum. Ohne den Stern ist der Baum nicht vollständig.“
Yuki legte den Kopf schief. „Ein Stern? Ich habe keinen gesehen. Was ist das Besondere daran?“
„Der Stern ist wie das Herz des Baumes,“ erklärte Nebel. „Die Zweibeiner lieben ihn, weil er den Baum vollkommen macht. Wenn du ihn nicht gesehen hast, setzen sie ihn vielleicht noch auf.“
Yuki schnurrte nachdenklich. „Ich werde darauf achten. Danke, Nebel!“
Die graue Katze nickte und verschwand wieder im Gebüsch. Yuki lief sofort zurück zum Haus und spähte durch das Fenster zum Baum. Oben an der Spitze war tatsächlich ein kleiner Platz frei. Sie war sicher, dass Nebel recht hatte – die Zweibeiner würden dort einen Stern anbringen. Der Gedanke daran ließ ihre Neugier weiter wachsen.
Als sie Mia davon erzählte, zuckte diese nur mit den Schultern. „Das ist der Teil des Schmückens, der ihnen am wichtigsten ist. Aber ich sage dir: Lass die Pfoten davon. Sie werden nicht glücklich sein, wenn du dich einmischst.“
Doch Yuki war schon wieder in Gedanken versunken. Ein Stern, der den Baum vollendet? Sie konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen.
Die Nacht war still, und das Zweibeinernest lag in tiefem Dunkel, nur unterbrochen vom warmen Leuchten des Weihnachtsbaums. Yuki lag auf ihrem gewohnten Platz, doch der Baum ließ sie keine Ruhe finden. Seine Lichter blinkten in sanftem Rhythmus, und die glitzernden Kugeln schienen ein Geheimnis zu bergen, das sie unbedingt erkunden wollte.
„Ich muss ihn mir genauer ansehen,“ murmelte Yuki leise und erhob sich. Mit vorsichtigen Pfoten tappte sie durch das Nest, um Mia nicht zu wecken. Die ältere Katze hatte sie bereits mehrfach davor gewarnt, sich dem Baum zu nähern, doch Yuki konnte ihre Neugier einfach nicht zügeln.
Als sie vor dem Baum stand, fühlte sie sich winzig im Vergleich zu seiner Größe. Die Zweige breiteten sich wie schützende Arme aus, und die Lichter funkelten wie kleine Sterne. Yuki setzte sich hin, legte den Kopf schief und beobachtete die glitzernden Kugeln, die im Licht schimmerten. „Wie kann etwas so Schönes existieren?“ flüsterte sie ehrfürchtig.
Die Versuchung war zu groß. Yuki erhob sich, streckte vorsichtig eine Pfote aus und stupste eine Kugel an, die leicht wippte und einen zarten Klang von sich gab. „Es ist nicht nur schön, es macht auch Geräusche!“ schnurrte sie leise und stupste sie noch einmal an. Diesmal schwankte die Kugel stärker, und Yuki wich erschrocken zurück. Doch sie beruhigte sich schnell und schnupperte an einer glitzernden Girlande, die um den Baum gewickelt war.
„Du kannst einfach nicht hören, oder?“ Mia's Stimme klang plötzlich hinter ihr, und Yuki zuckte zusammen. Sie drehte sich um und sah Mia, die mit einem missbilligenden Blick neben dem Baum stand. „Ich habe dir gesagt, dass du den Baum nicht anfassen sollst. Was, wenn du etwas kaputt machst? Die Zweibeiner werden nicht erfreut sein.“
„Aber er ist so wunderschön, Mia!“ verteidigte sich Yuki. „Ich wollte nur schauen… und hören. Er macht sogar Geräusche, wenn man ihn berührt!“
Mia seufzte und schüttelte den Kopf. „Das ist keine Ausrede. Komm jetzt zurück, bevor du noch mehr anstellst.“
Widerwillig zog Yuki sich zurück, doch sie konnte den Blick nicht von dem Baum abwenden. Als sie sich wieder hinlegte, murmelte sie vor sich hin: „Vielleicht schaue ich später noch einmal. Er ist einfach zu faszinierend.“
Am nächsten Morgen erwachte Yuki mit einem leichten Kribbeln in den Pfoten. Sie erinnerte sich an die magische Atmosphäre des Baumes in der Nacht und sprang sofort auf. „Ich muss schauen, ob er noch genauso schön ist!“ rief sie aufgeregt.
Mia, die sich gerade streckte, sah sie mit einem müden Blick an. „Yuki, es ist noch früh. Der Baum läuft dir nicht weg.“
Yuki schnaubte. „Du verstehst es nicht. Er ist magisch, Mia! Er könnte sich verändert haben.“
Mit einem belustigten Schnurren folgte Mia ihr, und gemeinsam betraten sie den Raum, in dem der Baum stand. Doch diesmal fiel Yuki etwas Neues auf. Unter dem Baum lagen jetzt mehrere kleine Pakete, die in buntem Papier eingewickelt waren. „Was ist das?“ fragte Yuki und lief neugierig näher.
„Das sind Geschenke,“ erklärte Mia, die sich entspannt hinsetzte. „Die Zweibeiner legen sie jedes Jahr unter den Baum. Sie lieben diese Tradition.“
Yuki beugte sich hinunter und schnupperte an einem der Pakete. „Riecht nach... irgendwas,“ murmelte sie. „Vielleicht ist es etwas für uns?“
„Das bezweifle ich,“ sagte Mia trocken. „Die Zweibeiner denken selten an uns, wenn sie diese Dinge machen.“
Doch Yuki ließ sich nicht entmutigen. Sie schob vorsichtig mit der Pfote gegen eines der Pakete, das leicht wippte. Es raschelte, und Yuki zog sich überrascht zurück. „Es macht Geräusche! Vielleicht ist doch etwas Spannendes drin.“
„Rühr es nicht an,“ warnte Mia. „Wenn du eines dieser Pakete beschädigst, wirst du Ärger bekommen.“
Doch Yuki konnte ihre Neugier kaum zügeln. Sie setzte sich neben die Geschenke und betrachtete sie lange. „Ich frage mich, was da wohl drin ist,“ murmelte sie.
Die Geschenke und der funkelnde Baum ließen Yuki keine Ruhe. Den ganzen Tag über schlich sie immer wieder in den Raum, schnupperte an den Paketen und beobachtete die Kugeln, die wie kleine Monde an den Zweigen baumelten. Mia hatte sie bereits mehrfach ermahnt, die Pfoten davon zu lassen, doch Yuki konnte einfach nicht widerstehen. „Was ist daran so schlimm?“ hatte sie gefragt. „Es ist doch nur ein bisschen Spielen.“
Als die Zweibeiner schließlich aus dem Raum gingen und das Licht gedämpft blieb, sah Yuki ihre Chance gekommen. Mit einem schnellen Sprung war sie im Raum und musterte den Baum. Die Lichter blinkten sanft, und die Kugeln schimmerten im schwachen Licht. Besonders eine goldene Kugel weiter oben zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
„Das ist es!“ flüsterte Yuki und duckte sich, bevor sie mit einem eleganten Sprung auf einen der unteren Zweige des Baumes sprang. Der Baum schwankte leicht, doch Yuki hatte einen festen Stand. Sie streckte ihre Pfote aus, um die Kugel zu erreichen, doch sie war noch zu weit entfernt. Also kletterte sie höher.
Die Zweige knackten leise unter ihrem Gewicht, und der Baum begann bedrohlich zu schwanken. Doch Yuki ignorierte das. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der glänzenden Kugel, die sie unbedingt erreichen wollte. „Nur noch ein bisschen...“, murmelte sie und streckte sich weiter.
Plötzlich rutschte ihre Hinterpfote ab, und sie verlor das Gleichgewicht. „Miau!“ rief Yuki erschrocken, als sie abrutschte und mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel. Der Baum schwankte stark, und mehrere Kugeln lösten sich von den Zweigen. Eine davon landete klirrend auf dem Boden und zerbrach in glänzende Scherben.
Der Lärm war genug, um die Zweibeiner aufmerksam zu machen. Yuki war gerade dabei, sich wieder aufzurichten, als die Tür aufging und die große Gestalt ihrer Zweibeinerin den Raum betrat. Yuki duckte sich sofort, ihre Ohren eng angelegt, während ihr Herz schneller schlug. Sie wusste, dass sie Ärger bekommen würde.
Die Zweibeinerin blieb kurz stehen, starrte auf den Baum und dann auf die zerbrochene Kugel. Ein leises, menschliches Geräusch, das nach Ärger klang, kam aus ihrem Mund. Sie ging schnell auf den Baum zu, bückte sich und griff nach Yuki, bevor die junge Kätzin weglaufen konnte.
„Mrrr!“ protestierte Yuki, während sie vorsichtig, aber bestimmt hochgehoben wurde. Die Zweibeinerin hielt sie vor sich, ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Verwirrung und Ärger. Yuki schlug leicht mit dem Schwanz und versuchte, unschuldig zu gucken, aber die Zweibeinerin schien nicht überzeugt.
Mia kam langsam in den Raum, setzte sich in eine Ecke und beobachtete die Szene mit einem belustigten Funkeln in den Augen. „Ich habe es dir gesagt, Yuki. Aber nein, du musstest ja klettern.“
Die Zweibeinerin trug Yuki zu ihrem Schlafplatz und setzte sie dort ab, bevor sie zurückging, um die Kugelreste aufzusammeln. Yuki beobachtete sie mit großen Augen und fühlte sich plötzlich klein und schuldig. Die Zweibeinerin stellte die restlichen Kugeln zurück an den Baum und überprüfte die Lichter, bevor sie den Raum verließ.
„Das war knapp,“ miaute Mia, die nun näher kam. „Hoffentlich hast du daraus gelernt.“
Yuki schnurrte leise vor Verlegenheit. „Ich wollte doch nur die Kugel berühren. Sie sah so schön aus.“ Sie senkte den Kopf und legte die Pfoten über ihre Nase. „Es tut mir leid.“
Mia setzte sich neben sie und schnurrte beruhigend. „Die Zweibeiner werden es überleben. Aber du solltest wirklich aufpassen. Sie mögen es nicht, wenn wir ihre Sachen durcheinanderbringen.“
Yuki nickte langsam, doch in ihrem Inneren wusste sie, dass die Versuchung, den Baum zu erkunden, immer noch da war.
Am nächsten Morgen war die Welt draußen kaum wiederzuerkennen. Yuki wachte durch ein seltsames Geräusch auf – ein tiefes Pfeifen und Heulen, das sich durch jede Ritze des Zweibeinernests zog. Sie sprang auf und tappte zum Fenster. Die Landschaft war von dichtem Schnee verhüllt, der in heftigen Böen über den Garten gewirbelt wurde. Es war, als hätte der Winter seine ganze Kraft entfesselt.
„Mia!“ rief Yuki und drehte sich zu ihrer älteren Freundin um. „Was ist da draußen los? Der Schnee fliegt überall herum, und es sieht so wild aus!“
Mia, die sich genüsslich auf ihrem Schlafplatz streckte, warf Yuki einen ruhigen Blick zu. „Das ist ein Schneesturm,“ erklärte sie mit einem leichten Schnurren. „Manchmal bringt der Winter nicht nur schöne, ruhige Tage, sondern auch solche, an denen du besser drinnen bleibst.“
Doch Yuki war viel zu neugierig, um sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben. Sie sprang auf die Fensterbank und beobachtete, wie die Schneeflocken in rasenden Strömen tanzten. „Es sieht aus, als würde der Schnee kämpfen,“ murmelte sie. „Aber ich will es mir genauer anschauen!“
„Bleib hier, Yuki,“ warnte Mia streng. „Du hast doch gestern gesehen, was passiert, wenn du nicht auf mich hörst.“
Doch Yuki ignorierte die Warnung. Als die Tür kurz von einem der Zweibeiner geöffnet wurde, schlüpfte sie schnell hinaus. Die kalte Luft traf sie wie eine Welle, und der Schnee peitschte ihr ins Gesicht. Sie duckte sich und blinzelte in die tosende weiße Welt. Der Garten war kaum zu erkennen, alles war in Bewegung, und der Wind zerrte an ihrem Fell.
„Mrrr!“ Yuki rief laut, doch ihre Stimme wurde vom Heulen des Windes verschluckt. Sie bewegte sich vorsichtig vorwärts, ihre Pfoten versanken tief im Schnee, der sich an manchen Stellen wie kleine Berge aufgetürmt hatte. „Das ist… aufregend!“ schnurrte sie trotz der Kälte. Jeder Schritt war ein Abenteuer, und sie fühlte sich, als würde sie gegen den Sturm selbst kämpfen.
Doch nach einer Weile begann die Kälte, in ihre Pfoten zu kriechen, und der Wind wurde stärker. Yuki duckte sich hinter einen schneebedeckten Busch, um etwas Schutz zu suchen. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft, und sie merkte, dass der Sturm stärker war, als sie gedacht hatte.
Plötzlich erschien Mia im Eingang des Gartens. Sie rief Yuki laut zu, ihre Stimme scharf und voller Sorge. „Yuki! Komm sofort zurück! Es ist zu gefährlich!“
Yuki spitzte die Ohren und sprang auf. Sie kämpfte sich durch den tiefen Schnee zurück zu Mia, die sie ungeduldig erwartete. „Ich wollte nur sehen, wie es ist,“ miaute Yuki entschuldigend, als sie ins Warme zurückkehrten.
Mia schüttelte den Kopf. „Du bist unmöglich. Aber wenigstens bist du zurückgekommen, bevor etwas Schlimmes passiert ist.“
Yuki kuschelte sich auf ihrem Platz zusammen und schnurrte leise. „Es war aufregend, aber ich glaube, ich bleibe jetzt erst einmal drinnen.“
Der Schneesturm hatte sich gelegt, und der Garten war wieder ruhig. Yuki wachte gut gelaunt auf und streckte sich genüsslich. Die Welt draußen war nun von einer glatten, festen Schneedecke überzogen, und die Luft schien klarer als je zuvor. Doch heute galt ihr Blick nicht dem Garten, sondern wieder dem Weihnachtsbaum, der im Raum vor ihr funkelte.
Während sie den Baum betrachtete, fiel ihr etwas Neues auf. Ganz unten, an einem der Zweige, hing eine kleine, silberne Glocke. Sie hatte sie bisher nicht bemerkt, doch nun zog sie ihre Aufmerksamkeit magisch an. Das Licht spiegelte sich auf der glänzenden Oberfläche, und Yuki war sicher, dass sie auch einen zarten Klang gehört hatte, als die Glocke sich leicht bewegte.
„Mia!“ rief Yuki, ohne ihren Blick von der Glocke abzuwenden. „Was ist das da unten? Es sieht anders aus als die anderen Sachen!“
Mia hob den Kopf und sah kurz zu der Glocke. „Das ist eine Glocke,“ erklärte sie gelassen. „Manche Zweibeiner hängen sie an ihre Bäume. Sie macht ein Geräusch, wenn sie sich bewegt.“
„Ein Geräusch?“ Yuki stand sofort auf und lief zum Baum. Sie beugte sich vor und schnupperte an der Glocke. Sie roch nach nichts Besonderem, aber ihre glänzende Oberfläche und die Möglichkeit, einen Ton hervorzurufen, machten sie unwiderstehlich. „Ich muss sie hören!“
„Yuki,“ warnte Mia von ihrem Platz aus, „das hatten wir doch schon. Fass nichts an.“
Doch Yuki war bereits mit ihrer Pfote dabei, die Glocke leicht zu stupsen. Sie wackelte und gab einen leisen, klaren Klang von sich. Yuki schnurrte erfreut. „Hast du das gehört? Es klingt wunderschön!“
Mia verdrehte die Augen. „Ja, ich habe es gehört. Und jetzt hör auf, bevor du wieder Ärger bekommst.“
Doch Yuki konnte nicht aufhören. Sie stupste die Glocke noch einmal, diesmal etwas kräftiger. Der Ton war lauter, und die Glocke schwang hin und her. Yuki schnurrte noch lauter und versuchte, mit der Pfote einen Rhythmus zu erzeugen.
Plötzlich erschien ein Zweibeiner im Raum. Yuki sprang erschrocken zurück und duckte sich unter den Baum. Der Zweibeiner sah zur Glocke, die immer noch leicht wackelte, und schüttelte den Kopf. Er trat näher und richtete die Glocke wieder ordentlich, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ.
Yuki kroch langsam unter dem Baum hervor und sah zu Mia. „Das war knapp,“ murmelte sie. „Aber es hat sich gelohnt. Die Glocke klingt magisch.“
Mia seufzte und schüttelte den Kopf. „Du wirst nie lernen, oder? Aber zumindest hast du diesmal nichts kaputt gemacht.“
Yuki saß auf ihrem Lieblingsplatz und ließ ihren Blick über den Baum schweifen. Seit Tagen hatte der Stern auf der Spitze ihre Aufmerksamkeit erregt. Er funkelte heller als alles andere am Baum und schien wie ein Anführer über die anderen Dekorationen zu wachen. Doch warum war dieser Stern so wichtig? Sie konnte nicht verstehen, warum die Zweibeiner so viel Mühe darauf verwendet hatten, ihn perfekt zu platzieren.
„Mia,“ fragte Yuki schließlich und setzte sich aufrecht hin. „Warum ist der Stern so besonders? Es ist doch nur ein Ding. Warum leuchtet er heller als alles andere?“
Mia hob träge den Kopf und musterte Yuki mit einem leichten Schnurren. „Für die Zweibeiner hat der Stern eine Bedeutung. Er ist der krönende Abschluss des Baumes. Ohne ihn ist der Baum nicht vollständig.“
Yuki legte den Kopf schief und betrachtete den Stern noch intensiver. „Aber er ist so weit oben. Warum kann man ihn nicht aus der Nähe betrachten? Vielleicht sieht er ja gar nicht so beeindruckend aus, wie alle denken.“
„Du bist so neugierig,“ miaute Mia, ihre Stimme klang fast belehrend. „Du solltest den Stern da lassen, wo er ist. Die Zweibeiner haben ihn mit Absicht dort platziert.“
Doch Yuki konnte ihre Gedanken nicht von dem Stern abwenden. Sie stellte sich vor, wie es wäre, ihn zu berühren, ihn aus der Nähe zu sehen und herauszufinden, warum er so besonders war. „Vielleicht schaue ich ihn mir später genauer an,“ murmelte sie, fast mehr zu sich selbst als zu Mia.
„Tu es nicht,“ warnte Mia und legte ihren Kopf wieder auf die Pfoten. „Ich kenne diesen Blick. Du wirst nur Ärger machen.“
Doch Yuki war fest entschlossen. Sie wollte wissen, was den Stern so einzigartig machte. In ihrem Inneren begann ein Plan zu reifen.
Die Nacht war still, und das Zweibeinernest lag in Ruhe. Der Weihnachtsbaum funkelte in all seiner Pracht, und der Stern an der Spitze schien mit einem besonderen Glanz zu leuchten. Yuki lag in der Nähe, doch sie konnte den Blick nicht abwenden. Ihre Neugier hatte ihren Höhepunkt erreicht.
„Jetzt oder nie,“ flüsterte sie leise zu sich selbst und erhob sich. Mit leisen Pfoten schlich sie zum Baum. Sie war fest entschlossen, den Stern aus der Nähe zu betrachten und das Geheimnis seiner Bedeutung zu lüften.
Der erste Sprung brachte sie auf einen der unteren Zweige. Der Baum schwankte leicht, doch Yuki blieb sicher stehen. Mit jedem weiteren Sprung arbeitete sie sich höher, bis sie schließlich die mittleren Zweige erreichte. Ihr Herz pochte vor Aufregung, und die glänzenden Kugeln und Girlanden zogen an ihr vorbei, doch sie ließ sich nicht ablenken.
„Fast da,“ murmelte sie, als sie die oberen Zweige erreichte. Der Stern war nun direkt vor ihr, und sein Licht blendete sie leicht. Yuki streckte vorsichtig eine Pfote aus, um ihn zu berühren. Doch in dem Moment, als ihre Krallen die Spitze des Baumes erreichten, verlor sie das Gleichgewicht.
„Miau!“ rief Yuki erschrocken, als sie abrutschte und an einem der oberen Zweige hängen blieb. Der Baum schwankte gefährlich, und der Stern löste sich mit einem leisen Knacken von der Spitze. Yuki konnte nur zusehen, wie der Stern in einer langsamen Bewegung fiel und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete. Er zerbrach in mehrere Teile, und der Glanz, der ihn so besonders gemacht hatte, war verschwunden.
Plötzlich ging ein Licht an, und einer der Zweibeiner betrat den Raum. Yuki duckte sich, ihre Ohren eng angelegt, während sie den enttäuschten Blick des Zweibeiners spürte. Der Mensch bückte sich, hob die zerbrochenen Teile des Sterns auf und seufzte tief.
Mia trat langsam in den Raum und sah Yuki mit einem scharfen Blick an. „Ich habe dich gewarnt,“ miaute sie streng. „Was hast du dir dabei gedacht?“
Yuki konnte nichts sagen. Sie fühlte sich schuldig, als sie die traurigen Bewegungen des Zweibeiners beobachtete, der den Stern vorsichtig in eine Schachtel legte. Sie hatte den Baum ruiniert, und der Stern, der so wichtig war, war nun kaputt.
Die Zweibeinerin drehte sich zu Yuki um, bückte sich und hob sie hoch. Yuki fühlte sich winzig in ihren Händen, und sie konnte den leisen Tadel in den Bewegungen spüren, als sie sie zurück auf den Boden setzte. „Mrrr,“ murmelte Yuki leise und duckte sich.
Mia trat näher und legte sich neben Yuki. „Du wolltest wissen, warum der Stern so wichtig ist,“ sagte sie leise. „Jetzt weißt du es. Er ist das Herz des Baumes, und ohne ihn ist etwas verloren.“
Yuki legte den Kopf auf die Pfoten und starrte auf die Spitze des Baumes, die nun leer war. Sie wusste, dass sie es wiedergutmachen musste – irgendwie.
Yuki lag in ihrem warmen Schlafplatz, eingerollt wie ein kleines Schneekristallbündel, doch Schlaf wollte nicht kommen. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um die Spitze des Weihnachtsbaumes, die nun leer und trostlos war. Der kaputte Stern, den sie versehentlich zerstört hatte, schien sie aus jeder Ecke des Raumes anzustarren, auch wenn er längst weggeräumt war.
„Es ist meine Schuld,“ flüsterte Yuki leise zu sich selbst. Sie senkte den Kopf auf ihre Pfoten und spürte, wie ein stechendes Gefühl der Scham sie durchlief. „Ich habe den Baum ruiniert. Die Zweibeiner haben sich so viel Mühe gegeben, und ich habe alles kaputtgemacht.“
Mia, die dicht neben ihr lag, schnurrte leise im Schlaf. Yuki warf ihrer älteren Freundin einen Blick zu. Mia würde ihr sicherlich wieder eine ihrer Predigten halten, wenn sie ihre Gedanken laut aussprach. „Du bist immer so neugierig, Yuki,“ hätte Mia gesagt. „Manchmal führt das nur zu Ärger.“
Doch diesmal war es anders. Yuki wusste, dass sie etwas tun musste, um es wiedergutzumachen. Sie konnte den Stern nicht reparieren, aber vielleicht konnte sie einen neuen finden. Einen, der genauso schön war und den Baum wieder vollständig machte.
„Ich muss es alleine schaffen,“ flüsterte Yuki und richtete sich langsam auf. Sie war sich sicher, dass Mia sie davon abhalten würde, wenn sie wach wäre. „Sie würde sagen, dass es unmöglich ist. Aber ich werde einen neuen Stern finden. Egal was passiert.“
Mit leisen Schritten schlich sie durch den Raum, jede Bewegung war vorsichtig, damit Mia nicht aufwachte. Die ältere Kätzin schnaufte einmal im Schlaf, doch sie blieb liegen, und Yuki atmete erleichtert auf. Als sie die Katzenklappe erreichte, zögerte sie kurz. Die Nacht draußen war kalt, und der Garten lag still unter einer schweren Decke aus Schnee. Doch Yuki schob die Klappe mit ihrer Nase auf und trat hinaus.
Die kühle Nachtluft traf sie sofort, doch sie ignorierte das Kribbeln in ihren Pfoten. Der Mond hing hoch am Himmel und warf sein silbernes Licht auf die glitzernde Schneedecke. Yuki hob die Nase und schnupperte. Die Luft roch frisch und rein, doch nichts deutete darauf hin, wo sie einen Stern finden könnte.
„Ich muss in die Nachbarschaft,“ murmelte Yuki und lief vorsichtig durch den Garten. Ihre Pfoten hinterließen kleine Abdrücke im Schnee, die bald vom sanften Wind verweht wurden. Sie sprang mit einem geschmeidigen Satz über den Gartenzaun und landete auf der anderen Seite, wo die fremden Düfte der Nachbarschaft sie umgaben.
Yuki kannte die Umgebung, hatte sie doch oft mit Mia die verschiedenen Gärten erkundet. Doch diesmal war es anders. Sie war alleine, und die kalte Nacht war voller unbekannter Geräusche. Ein Rascheln hier, ein Knacken dort – Yuki zuckte bei jedem Laut zusammen, doch sie ging weiter.
„Wo finde ich einen Stern?“ fragte sie sich selbst, während sie durch einen schmalen Weg zwischen zwei Zäunen schlich. Die hohen Mauern warfen lange Schatten, die sich im Mondlicht bewegten. Yuki blieb stehen und spähte nach oben. Der Himmel war voller Sterne, die in der Dunkelheit funkelten, doch sie wusste, dass sie keinen von ihnen erreichen konnte.
Die kalte Nacht umhüllte Yuki, während sie vorsichtig durch die fremden Gärten schlich. Ihre Pfoten hinterließen kleine Abdrücke im Schnee, die bald vom Wind verweht wurden. Das Licht, das sie zuvor gesehen hatte, war verschwunden, und sie spürte, wie ihre Entschlossenheit leicht ins Wanken geriet. Doch sie wusste, dass sie nicht aufgeben durfte.
„Es muss doch irgendwo einen Stern geben,“ murmelte sie leise vor sich hin. Ihre blauen Augen suchten die Umgebung ab, während sie durch einen schmalen Gang zwischen zwei hohen Holzzäunen lief. Der Weg war eng, und der Schnee war an manchen Stellen zu Eis gefroren, was ihre Schritte vorsichtiger machte.
Plötzlich hielt sie inne. Vor ihr, auf dem schmalen Pfad, saß eine Katze. Ihre Silhouette war groß und dunkel, und die leuchtenden Augen starrten Yuki durchdringend an. Es war ein Streuner, das konnte Yuki sofort erkennen. Sein zerzaustes Fell und die deutliche Narbe über seiner Schulter sprachen von einem Leben voller Kämpfe.
„Na, wen haben wir denn da?“ fauchte die Fremde, ihre Stimme war tief und rau. Sie richtete sich auf und schritt langsam auf Yuki zu. „Eine kleine Hauskatze, die sich in fremden Territorien herumtreibt. Was machst du hier, Junges?“
Yuki duckte sich leicht, die Ohren flach angelegt. Ihr Herz pochte schneller, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben. „Ich suche nur etwas,“ sagte sie leise. „Ich will niemandem Ärger machen.“
Die Streunerin lachte trocken. „Suchen? Was suchst du denn, hmm? Beute? Einen Unterschlupf? Oder vielleicht Ärger?“ Sie kam noch näher, ihre Pfoten knirschten leise im Schnee. Yuki wich einen Schritt zurück, doch die Wand des Zauns hinter ihr ließ ihr keinen Raum mehr.
„Ich suche... einen Stern,“ sagte Yuki schließlich, ihre Stimme zitterte leicht. „Einen Stern, wie den, den die Zweibeiner auf ihren Baum setzen.“
Die Streunerin legte den Kopf schief und betrachtete Yuki mit einem spöttischen Ausdruck. „Einen Stern? Wofür braucht eine Hauskatze einen Stern?“
„Es ist wichtig,“ miaute Yuki, ihre Stimme wurde fester. „Ich habe den Stern meiner Zweibeiner kaputtgemacht, und ich will ihnen einen neuen bringen.“
Die Streunerin schnaubte. „Hauskatzen und ihre Zweibeiner. Ihr denkt immer, dass ihr alles reparieren könnt, oder? Aber das hier ist kein Ort für dich. Geh zurück in deinen warmen Bau.“
Doch Yuki blieb stehen, auch wenn ihr Herz raste. „Ich kann nicht zurückgehen. Nicht, bevor ich gefunden habe, was ich suche.“
Die Streunerin starrte sie lange an, ihre Augen schienen Yuki zu durchbohren. Doch schließlich trat sie einen Schritt zurück und ließ die kleine Kätzin vorbei. „Na schön,“ sagte sie mit einem knappen Nicken. „Aber pass auf, wo du hingehst. Nicht alle hier draußen sind so nachsichtig wie ich.“
Yuki nickte dankbar und schlich vorsichtig an der Streunerin vorbei. Ihr Atem ging schneller, doch sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Angst sie gehabt hatte. Als sie endlich die Enge des Pfades hinter sich ließ und in einen offenen Garten trat, atmete sie erleichtert auf.
„Das war knapp,“ flüsterte sie zu sich selbst. Doch sie hatte keine Zeit, sich lange auszuruhen. Ihre Suche ging weiter, und sie war entschlossener denn je, den perfekten Stern zu finden.
Die Nacht war still und kühl, und Yuki spürte die Kälte, die durch ihre Pfoten drang, während sie vorsichtig durch die Gärten der Nachbarschaft schlich. Ihre Augen leuchteten im Mondlicht, und sie ließ ihren Blick über die fremden Zweibeinernester schweifen, auf der Suche nach irgendetwas Glänzendem, das wie ein Stern aussah.
„Es muss doch irgendwo einen Stern geben,“ murmelte sie leise und duckte sich unter einem Zaun hindurch. Der fremde Garten, in dem sie landete, war still und verlassen. Doch etwas ließ sie innehalten. Am anderen Ende des Gartens stand eine kleine Tanne, geschmückt mit funkelnden Lichtern und glitzernden Kugeln. Und ganz oben an der Spitze – ein goldener Stern.
Yuki hielt die Luft an. „Das ist er!“ flüsterte sie, ihre Augen weiteten sich vor Staunen. Der Stern leuchtete wie das Herz des Baumes und erinnerte sie an den, den sie zerstört hatte. „Er ist perfekt.“
Doch die Tanne stand mitten im Garten, und Yuki wusste, dass sie vorsichtig sein musste. Sie hob die Nase in die Luft und schnupperte. Kein Geruch von anderen Katzen oder Hunden – nur der Duft von Harz und Schnee. Sie schlich näher, ihre Bewegungen waren leise und geschmeidig.
Als sie den Baum erreichte, legte sie ihre Pfoten auf die untersten Zweige und zog sich vorsichtig nach oben. Der Baum schwankte leicht unter ihrem Gewicht, und die Lichter blinkten in ihrem Rhythmus. Yuki achtete darauf, keine Kugeln zu berühren, während sie sich höher arbeitete.
„Fast da,“ murmelte sie, als sie die Spitze des Baumes erreichte. Der Stern war direkt vor ihr, und sie konnte das glänzende Material sehen, das im Licht des Mondes funkelte. Vorsichtig streckte sie eine Pfote aus und berührte ihn. Der Stern wackelte leicht, doch Yuki schaffte es, ihn mit ihren Zähnen zu greifen.
„Ich hab ihn!“ dachte sie triumphierend und hielt den Stern fest in ihrem Maul. Doch als sie sich umdrehte, um wieder hinunterzuklettern, hörte sie ein leises Geräusch hinter sich. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
Ein Licht ging an, und eine Zweibeinerin erschien an einem der Fenster. Yuki duckte sich instinktiv und blieb regungslos. Die Zweibeinerin schaute kurz hinaus, ihre Augen glitten über den Garten, doch sie schien nichts zu bemerken. Mit einem müden Ausdruck schaltete sie das Licht wieder aus.
Yuki atmete erleichtert auf. Sie kletterte so leise wie möglich nach unten, der Stern immer noch zwischen ihren Zähnen. Als sie den Boden erreichte, warf sie einen letzten Blick auf den Baum. „Es tut mir leid,“ dachte sie. „Aber ich brauche ihn mehr.“
Mit dem Stern im Maul schlich sie zurück durch den Garten und kroch unter dem Zaun hindurch.
Mit dem Stern fest zwischen ihren Zähnen machte sich Yuki auf den Rückweg. Die Nacht war kälter geworden, und der Schnee unter ihren Pfoten knirschte bei jedem Schritt. Der Stern schimmerte leicht im Mondlicht, und Yuki fühlte sich trotz der Kälte zufrieden. „Bald ist der Baum wieder vollständig,“ dachte sie und trabte eilig weiter.
Doch ihre Freude währte nicht lange. Ein tiefes Knurren riss sie aus ihren Gedanken. Sie hielt abrupt inne und spitzte die Ohren. Der Ton kam aus der Nähe, und sie drehte sich langsam um. Am anderen Ende des schmalen Weges stand ein großer, schwarzer Hund. Seine Augen funkelten im schwachen Licht, und sein Atem formte kleine Wolken in der kalten Luft.
„Mrrr!“ knurrte Yuki, doch sie fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. Der Hund senkte den Kopf, seine Ohren lagen flach, und mit einem leisen Grollen setzte er sich in Bewegung. Yuki wusste, dass sie schnell handeln musste. Mit einem Satz sprang sie vorwärts und rannte so schnell sie konnte.
Der Hund bellte laut und stürmte hinter ihr her. Der Lärm hallte durch die stille Nachbarschaft, und Yuki spürte, wie die Erde unter den schweren Pfoten des Hundes zitterte. „Nicht den Stern verlieren,“ dachte sie panisch und hielt ihn fest zwischen ihren Zähnen.
Die Gärten flogen an ihr vorbei, während sie über Zäune sprang und unter Sträuchern hindurchschlüpfte. Doch der Hund blieb dicht hinter ihr, sein lautes Hecheln war ihr ständiger Begleiter. Yuki fühlte, wie die Kälte ihre Pfoten taub machte, doch sie durfte nicht langsamer werden.
Schließlich entdeckte sie einen schmalen Spalt unter einem hohen Zaun. Es war ihre einzige Chance. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, duckte sich und schob sich mit einem geschickten Ruck durch den Spalt. Der Hund kam mit einem lauten Knurren heran und sprang gegen den Zaun, doch seine Größe hinderte ihn daran, Yuki zu folgen.
Die kleine Katze rollte sich auf der anderen Seite in den Schnee und blieb keuchend liegen. Ihr Herz raste, und sie spürte die Erschöpfung in ihren Gliedern. Doch als sie den Stern in ihrem Maul spürte, flammte ein Gefühl des Triumphs in ihr auf. Sie hatte es geschafft.
Yuki schlich leise durch die Katzenklappe ins Zweibeinernest, den Stern immer noch fest zwischen ihren Zähnen. Die ersten Strahlen des Morgenlichts fielen durch die Fenster, und der warme Duft von etwas Köstlichem, das die Zweibeiner zubereiteten, erfüllte die Luft. Doch Yuki achtete nicht darauf. Ihre Gedanken waren ganz bei dem leeren Platz an der Spitze des Baumes, der darauf wartete, wieder vollständig zu werden.
Mia lag zusammengerollt auf ihrem Platz und hob müde den Kopf, als Yuki hereinkam. „Yuki?“ miaute sie verschlafen. „Wo warst du? Du riechst nach... Hund?“
Yuki ließ den Stern vorsichtig auf den Boden gleiten und schnurrte stolz. „Ich habe einen neuen Stern gefunden!“ Ihre blauen Augen leuchteten vor Aufregung, während sie den glänzenden Stern betrachtete. „Jetzt wird der Baum wieder schön aussehen.“
Mia sah sie überrascht an, bevor sie langsam aufstand und näher trat. Sie musterte den Stern und schnurrte leise. „Du hast wirklich einen gefunden...“ Ihr Tonfall war ein seltsamer Mix aus Bewunderung und leichter Missbilligung. „Und du hast dir dabei keine Ruhe gegönnt, wie immer.“
„Es hat sich gelohnt,“ erwiderte Yuki fest. „Die Zweibeiner werden sich freuen.“
Bevor Mia etwas erwidern konnte, hörten sie Schritte. Die Zweibeiner betraten das Zimmer. Die größere der beiden, die Yuki oft streichelte, blieb abrupt stehen, als sie den Stern auf dem Boden sah. Ihre Augen weiteten sich, und sie beugte sich langsam hinunter, um den Stern aufzuheben.
Yuki duckte sich leicht, unsicher, ob die Zweibeinerin sie tadeln würde. Doch statt dessen lächelte sie, ein warmes, weiches Geräusch kam aus ihrem Mund, und sie zeigte den Stern der anderen Zweibeinerin. Beide wirkten überrascht und freudig zugleich.
„Sie mögen ihn!“ flüsterte Yuki zu Mia, die sich wieder hingelegt hatte. „Ich wusste, dass es richtig war.“
Die Zweibeinerinnen begannen sofort, den Stern zu reinigen und die Spitze des Baumes vorzubereiten. Yuki und Mia beobachteten aufmerksam, wie die größere der beiden eine wackelige Konstruktion erklomm, um den Stern vorsichtig auf die Spitze zu setzen. Als er endlich sicher saß, schalteten sie die Lichter des Baumes ein.
Der Stern leuchtete golden, und der Baum strahlte in all seiner Pracht. Yuki schnurrte zufrieden. „Jetzt ist er wieder perfekt.“
Mia nickte. „Das hast du gut gemacht, Yuki. Vielleicht wirst du doch noch erwachsen.“
Doch bevor Yuki etwas erwidern konnte, lenkte sie ein neues Geräusch ab. Einer der Zweibeiner kam mit einer kleinen Schachtel auf sie zu. Sie setzte sich aufrecht hin, neugierig, während die Schachtel vor ihr geöffnet wurde. Darin lag eine kleine, flauschige Spielzeugmaus mit einem winzigen Glöckchen am Schwanz.
„Miau!“ rief Yuki aufgeregt und sprang sofort darauf zu. Sie schnupperte an der Maus und stupste sie mit der Pfote an. Das Glöckchen klingelte leise, und Yuki schnurrte laut. „Das ist für mich?“ fragte sie Mia, die belustigt zusah.
„Natürlich,“ miaute Mia. „Das ist wohl ihr Weg, dir für den Stern zu danken.“
Yuki nahm die Maus vorsichtig ins Maul und sprang auf ihren Schlafplatz. Sie kuschelte sich zusammen, die Maus fest in den Pfoten, und schaute noch einmal zum Baum. Der Stern funkelte hell, und der Baum war wieder vollkommen. Yuki schloss zufrieden die Augen. Dies war das schönste Geschenk, das sie sich vorstellen konnte – ein Zuhause, das sie mit ihrer Familie teilte, und der Weihnachtsbaum, der nun in all seiner Pracht strahlte.